Neben der Bürokratie, der Partei und dem Militär waren die "Roten Direktoren" die vierte führende Säule der russischen Elite. Geführt vom scheinbar allmächtigen GOSPLAN-Wirtschaftsapparat, der zentral die Vorgaben für alle Wirtschaftssektoren machte und die Wirtschaftsplanung festlegte, hatten die Manager dennoch zahlreiche Freiheiten in ihren Betrieben.
Durch die Widrigkeiten des sehr ineffizienten Wirtschaftssystems konnten Manager nur erfolgreich sein, wenn sie sich durch Netzwerke die benötigten Materialien auf irgendeinem Wege beschaffen konnten.
In der Endphase der Sowjetunion vergrößerte sich die Schattenwirtschaft enorm. Viele Manager bereicherten sich auf Kosten der Staatsbetriebe und betrieben nebenher eigene Geschäfte. Als dann in der Gorbatschow-Ära die zentrale Vorgabe durch die Gosplan-Behörde gelockert wurde, passten sich die "Roten Direktoren" sehr schnell an die neuen Bedingungen an. Begünstigt durch fehlende rechtliche Grundlagen in vielen Bereichen und durch unzureichende Kontrollinstanzen, hatten die Roten Bosse freie Hand für Unterschlagungen aller Art.
Den besten Schnitt machten die Direktoren im Rohstoffsektor, da dies einer der wenigen Bereiche war, in denen Produkte gegen Devisen exportiert werden konnten. Abgewickelt wurde der Export oft über Tochtergesellschaften, die meist im Besitz der Manager waren. Die Exporterlöse flossen dann auf ausländische Konten.
Einige Ministerien wurden komplett in einen Konzern ausgegliedert. So entstand der Gasprom-Konzern aus dem ehemaligen Gasministerium. Auch ehemalige regionale Versorgungsverwaltungen und Außenhandelsorganisationen und -banken wandelten sich in Firmen und Finanzhäuser um. In der Regel behielten die "Rote Direktoren" ihre Posten.
Sowjetgelder wurden ins Ausland transferiert
Die allmächtige sowjetische Führungsschicht versuchte in der Endphase der Sowjetunion ihren Einfluß und den Zugriff auf die staatlichen Gelder zu sichern. Die kommunistische Partei, der KGB und die Außenhandelsorganisationen mit ihren Devisenvorräten transferierten Milliardenbeträge auf die Konten von Handelshäusern und Banken oder ins sichere Ausland, um sie vor dem Zugriff des Staates zu schützen .
Die Gelder wurden damit in den legalisierten Wirtschaftskreislauf geschleust. Mit einem kleinen Unterschied: Nun waren nicht mehr staatliche Stellen/Organisationen die Besitzer, sondern Privatpersonen.
Paradebeispiele für eine langjährige Kontinuität seit der Sowjetzeit sind diese Konzerne:
Gasprom
Surgutneftegas-Öl
Rosneft-Öl
Lukoil-Öl
Awtowas-Autokonzern
Gaz-Autkonzern
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Gennadi Timtschenko, Arkadi und Boris Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe verdanken ihren Aufstieg ihren engen Verbindungen zu Präsident Putin. Sie gelten als Putin`s Milliardäre und stehen auf der Sanktionsliste von USA und EU. Timtschenko stieg im Ölhandel auf, während Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe in erster Linie durch die Plünderung von Gasprom sehr reich wurden.
Rote Direktoren:
Wjachirew, Rem (Gasmonopolist Gasprom, 2004: 1,3 Mrd $ Vermögen)
Tschernomyrdin, Victor (Gasprom, Eurobusiness 2003: 1,35 Mrd € Vermögen)