Wladimir Gussinski (1952- )
Gussinski gilt als einer wenigen Oligarchen, die nicht aus der ehemaligen sowjetischen Führungsschicht stammen. Der Schwarzhandel war schon zu Sowjetzeiten sein Metier und er gilt als klassischer Entrepreneur. Er gründete Firmen in verschiedenen Branchen, seine Bank stieg zu einer der größten Finanzinstitutionen Rußlands auf und er baute sich eines der mächtigsten Medienimperien auf.
Zu mächtig in den Augen von Staatspräsident Putin, der ihn ausbootete. Gussinski wählte daraufhin den Weg ins israelische Exil.
Der Schwarzmarkt-Unternehmer und die Perestroika-Ära
Der Mathematiker Gussinski entstammte einer jüdischen Familie, die stark unter der Sowjetherrschaft zu leiden hatte. Ein Großvater, ein reicher Industrieller, wurde unter Stalin erschossen und eine Großmutter saß 10 Jahre in einem Gulag-Häftlingslager. Auch Gussinksi selber hatte keine engen Verbindungen zur sowjetischen Führungsschicht, sondern tummelte sich auf dem mehr oder weniger tolerierten sowjetischen Schwarzmarkt.
Mit der beginnenden Liberalisierung ab Mitte der 80er Jahre ging Gussinski in die Provinz und machte sich einen Namen als Impressario. Er organisierte/produzierte Theaterstücke, veranstaltete Konzerttourneen in Sibirien und zog Sportveranstaltungen auf. Bekannt wurde er dann 1986 als er die Goodwill Games für den US-Milliardär und Besitzers des Mediensenders CNN, Ted Turner, in Moskau organisierte. Danach bekam er Probleme mit der KP und seine Karriere stagnierte.
1987 gründete er eine der ersten Kooperativen im Lande und verdiente ein Vermögen mit Kupferarmbändern, die er für 3 Kopeken produzierte und für 5 Rubel verkaufte. Später proudzierte er Kopien berühmter Kunstwerke, Damenwäsche und stieg in den Bau- und Immobilienbereich ein.
Der Bankier steigt zum Oligarchen auf
Den großen Durchbruch in die oberste Liga der Oligarchen schaffte Gussinski 1989 mit der Gründung seiner Most-Bank. Ursprünglich war MOST eine Consulting Kooperative, die ausländische Firmen bei ihren Geschäften in Rußland beriet. Später expandierte sie in Bankgeschäfte, um seine zahlreichen Handels- und Baufirmen besser finanzieren zu können.
Der Aufstieg der Mostbank ist eng mit wichtigen politischen Gönnern verbunden. Entscheidend war dabei der Moskauer Bürgermeister Yuri Luschkow, der die Abwicklung der Stadtfinanzen auf die Mostbank übertrug und den Most-Firmen zu zahlreichen großen Bauaufträgen verhalf. Gussinski kannte Luzkhov aus der Zeit, als dieser noch Vize-Bürgermeister von Moskau war und für die Vergabe von Lizenzen zur Gründung von Kooperativen zuständig war. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft.
Unter den großen russischen Banken galt die Mostbank nicht zuletzt wegen dieser Verbindungen zu Luschkow, aber auch zum führenden Reformer Anatoly Tschubais und dem langjährigen Premierminister Viktor Tschernomyrdin als eine der politisiertesten Banken. Als Gussinski 1994/95 bei Jelzin in Ungnade fiel, entzog ihm kurze Zeit später auch sein Gönner Luschkow die Authorisierung für die städtischen Gelder.
Durch große Währungsspekulationen geriet die Mostbank in der großen Krise von 1998 wie so viele russischen Banken in eine Schieflage und mußte unter Staatsaufsicht gestellt werden. Gussinski zog sich immer stärker aus der Bank zurück, die im Oktober 2001 dann an die staatliche Vneshtorgbank verkauft wurde und schließlich im Juni 2001 endgültig in Konkurs ging.
Der mächtige Medienmagnat
Gussinski fand eine andere Branche, die ihn zunehmend in den Bann zog: die Medienbranche. 1993 gründete er mit Sewodni seine erste Zeitung und mit Hilfe seines alten Freundes Luschkow erlangte er die Kontrolle über die Fernsehgesellschaft Kanal 4. Gussinskis TV-Sender eckte schon früh mit dem Kreml an, als er als erster über den beginnenden Tschtschenienkrieg berichtete. Gussinski hielt dem Druck stand und baute die unabhängige Berichterstattung aus. Ende 1994 befürchtete er jedoch eine Verhaftung und ging für 6 Monate nach London ins Exil.
Als im Vorfeld der Wahlen von 1996 ein Rückkehr der Kommunisten an die Macht drohte, gehörte Gussinski jedoch zu den sieben großen Oligarchen, die Jelzins Wahlkampf finanzierten und unterstützten. Gussinski Part war die Inszenierung einer Medienschlacht zugunsten von Jelzin.
Nach der erfolgreichen Wahl sollte der Lohn nicht lange warten. Gussinski erhielt die Lizenz für das erste landesweit zu empfangende private TV-Netzwerk (NTV) und sein Medienimperium MEDIA MOST expandierte weiter: ein Satellitennetzwerk, Radiostationen, Kinoketten, Filmproduktionen und Zeitschriften wie das Nachrichtenmagazin Itogi, in Partnerschaft mit Newsweek.
Finanziert wurde der Aufbau von NTV und zahlreiche Medienbeteiligungen durch großzügige Kredite des Staates und des staatlichen Gasprom-Konzerns, als Dank für die Wahlkampfkampagne.
Gegen Ende der Jelzinzeit kehrten Gussinski Medien wieder zu einem liberalen und kritischeren Kurs gegenüber dem Kreml zurück. Im Fokus standen die Machenschaften der Jelzin-Family.
Der "Krieg der Oligarchen"
Gussinski war bei der Privatisierung leer ausgegangen und wollte sich 1997 endlich seinen Anteil sichern: die Telefongesellschaft Svyazinvest. Gemeinsam mit der Alfa-Gruppe, der Credit Suisse First Boston und dem spanischen Telekom-Konzern Telefonica bildete er ein Konsortium. Bei der Auktion setzte sich jedoch erneut der Oligarch Potanin durch.
Gussinski fühlte sich betrogen und startete daraufhin zusammen mit dem Oligarchen Beresowski eine Medienkampagne gegen Tschubais und die Reformer, die als "Krieg der Oligarchen" bekannt wurde. In Folge der Kampagne mußten Tschubais und der Privatisierungschef A. Koch zurücktreten.
Jelzin schlägt zurück
Gussinski verfolgte sehr ehrgeizige Projekte und sah sich schon als "russischer Murdoch". Der Schlüssel dazu sollte ein eigener Satellit sein. Dieses Projekt führte jedoch letztlich zu seinem Niedergang, da kurz vor dem Start des 123 Mio $ teuren Satelliten 1998 die große Krise in Russland ausbrach und die Wirtschaft einbrach. Die Mittelschicht als Hauptzielgruppe für seinen Sender brach weg.
1999 schuldete MediaMost staatlichen Stellen einige 100 Millionen DM und anders als sein Konkurrent ORT des Oligarchen Boris Beresowski erhielt sein TV-Sender nicht die versprochenen staatlichen Kredite und Übertragungsgebühren in Höhe von 100 Mio $. Der Kreml behinderte die Gewährung neuer Kredite, um den kritischen MediaMost-Konzern ruhig zu stellen.
Gussinski schlug dann mit Hilfe seiner Medien zurück und verschärfte die Kritik am Kreml und verlor endgültig die Gunst von Jelzin. Ende 1999 verschaffte sich Gussinski dringend benötigte Finanzmittel durch einen Verkauf von Anteilen an den staatlich kontrollierten Gasprom-Konzern, der zugleich Hauptgläubiger von MediaMost war.
Exil und Verfolgung
Nach der Machtübernahme von Präsident Putin verschärfte dieser den Kurs gegen MediaMost und leitete Ermittlungen ein, um einen seiner schärfsten Kritiker auszuschalten.
Zuerst wurde der Verkauf der Mostbank an eine Tochtergesellschaft der Zentralbank auf Putins Order abgesagt. Es folgten im Mai 2000 Razzien gegen Gussinskis Firmen und auf staatlichen Druck setzte der Gasmonopolist Gasprom, Hauptgläubiger vom Mediamost, mit Alfred Koch einen Erzfeind von Gussinski als Präsidenten der Gasprom Medienbeteiligungen ein. Als ersten Schritt setzte Koch eine Vereinbarung außer Kraft, mit der 211 Mio $ Schulden von Mediamost in eine Aktienbeteiligung umgewandelt werden sollten.
Koch forderte stattdessen die sofortige Rückzahlung der 211 Mio $ und im Juni 2001 weitere 262 Mio $. Gussinski konnte nicht zahlen und sass einige Tage in U-Haft. Er wurde erst freigelassen, nachdem er einen Vertrag unterzeichnet hatte, all seine Media Most-ktien an Gasprom zu verkaufen. Gasprom zahlte ihm dafür 300 Mio $ und übernahm die Schulden.
Nach seiner Freilassung flüchtete Gussinski ins Exil und versuchte den unter Zwang unterzeichneten Vertrag anzufechten. Vergebens, ein russisches Gericht ordnete die Liquidierung von MediaMost an und übertrug große Teile an Gasprom. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Besitzers: die Entlassung zahlreicher kritischer Journalisten.
Auch im Ausland verfolgten ihn die russischen Behörden. 2001 stand er einige Monate in Spanien unter Hausarrest. Ihm wurde Betrug vorgeworfen, doch die spanischen Behörden lieferten ihn nicht aus. 2003 wurde er erneut verhaftet, diesmal in Griechenland, doch auch die Griechen lieferten Gussinski, der auch die israelische Staatsbürgerschaft besitzt, nicht aus.
Israel als neue Heimat
Gussinski war jahrelang der Vorsitzende der jüdischen Gemeinden in Rußland und hatte stets Kontakt zu israelischen Politikern, die ihn bei Moskaubesuchen regelmäßig aufsuchten.
In Israel betätigt er sich auch geschäftlich. Er kaufte Anteile am israelischen Kabel-TV-Konzerns Matav (1997), den Nachrichtensender Israel Hadashot, Werbefirmen, Filmfirmen und Anteile an der führenden liberalen Tageszeitung Maariv (1998: 27% Anteil). Über seinen weltweiten Satellitensender RTVI beeinflusst er große Teile der russisch-(jüdischen) Emigranten auf der ganzen Welt, speziell in den USA und Israel.
Da die russisch-stämmigen Israelis mittlerweile einen großen Teil der jüdischen Bevölkerung in Israel ausmachen, ist Gusinsks innerhalb weniger Jahre zu einem der wichtigsten Meinungsmacher in Israel aufgestiegen. Dabei hat Gussinski auch schon mehrfach die politischen Seiten gewechselt, zuletzt auf die Seite von Ministerpräsident Sharon. Im Dezember 2005 leitete die israelische Polizei Ermittlungen gegen Gussinski ein. Der Vorwurf: Geldwäsche.
Autor dieser Seiten: Netstudien (Dienstleister für Recherchen, Analysen und Studien.)
Gennadi Timtschenko, Arkadi und Boris Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe verdanken ihren Aufstieg ihren engen Verbindungen zu Präsident Putin. Sie gelten als Putin`s Milliardäre und stehen auf der Sanktionsliste von USA und EU. Timtschenko stieg im Ölhandel auf, während Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe in erster Linie durch die Plünderung von Gasprom sehr reich wurden.
- ehemaliger Vize-Chef des KGB
- 1991 warf er Unabhä. tendenzen in Litauen blutig nieder. (dafür erhielt er vom KGB finanzielle Mittel und er konnte die Kontrolle über eine Bank erringen)
- Vermittler für westliche Investoren
- Berater des MOST-Finanzgruppe und Leiter der Sicherheitstruppe von MOST