Boris Kuzyk
Boris Kuzyk nimmt eine führende Stellung in einem der wenigen Sektoren der russischen Wirtschaft ein, die ihre Produkte erfolgreich auf dem Weltmarkt verkaufen können: dem sog. Militärisch-industriellen Komplex. Präsident Putin stützt sich u.a. auf die militärische Elite und dieser Sektor wird in Zukunft sicherlich prosperieren.
Der Generalmajor Kuzyk war in den 80er Jahren in führenden Stellungen im Verteidungsministerium tätig. Als Verantwortlicher für die Vergabe von Rüstungsaufträgen und für das Budget sass er an den Schlüsselstellen im Verteidigungsministerium. 1987 wechselte er dann bis 1993 ins Außenhandelsministerium, wo er als Doktor der Ökonomie seine Fähigkeiten optimal für russische Waffenexporte einsetzen konnte.
Die russische Waffenindustrie
Der Zusammenbruch der Sowjetunion und das Ende des Kalten Krieges führte auch zu großen Veränderungen und Verwerfungen in der staatlichen Waffenindustrie. Die Waffenexporte brachen regelrecht ein. 1987 betrugen sie noch 22 Milliarden $ und 1994 nur noch 1,7 Mrd $. 1993 erreichte die Rüstungsindustrie ihren Tiefpunkt.
Ende 1993 gründete Präsident Jelzin dann die staatliche Monopolfirma Rosvooruzhenie, die für die Rüstungsfabriken das Marketing, die Finanzierung und den Export ihrer Produktion übernehmen sollte, denn Rußland benötigte dringend Devisen. Vorher lagen die Kompetenzen bei verschiedenen Institutionen und Ministerien.
Jelzin entzog den Waffenexport dem Außenhandels- und Verteidigungsministerium und unterstellte ihn unter die Aufsicht seines Sicherheitschefs, den berüchtigten Strippenzieher und Ex-Bodyguard von Jelzin, Aleksander Korschakow. Er erhielt damit die Verfügungsgewalt über Milliardenbeträge in Devisen.
Aus einem Militärisch-industriellen Koomplex, der die ideologischen Vorgaben zu erfüllen hatte, entstand eine Form von staatlichem Kapitalismus, basierend auf Patronage. Oberstes Ziel war nicht mehr die Nationale Sicherheit oder eine verlängerte Außenpolitik, sondern möglichst hohe Profite. Seit der Gründung von Rosvooruzhenie gibt es heftige Kämpfe um die Kontrolle der Waffenexporte. Das Verteidiungsministerium versucht immer wieder, seinen Einflußbereich auf den Export wieder herzustellen.
Schon nach kurzer Zeit entstanden im Waffenexport inoffizielle Verkaufskanäle, über die die Fabrikdirektoren und Manager von Rosvooruzhenie in enger Symbiose Teile der Produktion verkauften und sehr hohe Provisionen kassierten. Einige wenige Personen, die die richtigen politischen und militärischen Kontakte hatten, profitierten in großem Stile von den Exportmonopolen in die nun offen stehenden Weltmarkt.
Boris Kuzyk gehört zu den Männern, die über das nötige Netzwerk verfügten. Er gehörte zu den Freunden von Jelzins Sicherheitschef Korschakow, der die Waffenexporte kontrollierte und beriet 1994-1998 den russischen Präsidenten in Fragen der militärischen und industriellen Kooperation mit dem Ausland und profitierte auch persönlich von den Waffenexporten.
Der Wechsel in die Privatwirtschaft
Nach Korschakows Absetzung bekam Kuzyks Karriere einen leichten Knick und er mußte mit anderen hohen Beratern um seinen Einfluß kämpfen. Kuzyk suchte die Nähe zu dem Politiker und Unternehmer Potanin, für den er sich um Rüstungsgeschäfte kümmerte.
1998 organisierte Potanin die Gründung von NPC (New Programs and Concepts), in die dessen Interros-Holding zahlreiche sanierungsreife Beteiligungen wie die Severnaya-Werft und andere Rüstungsfirmen einbrachte. Kuzyk wurde Leiter der NPC-Holding und er erhielt die Zusicherung, dass er die Anteile an der Holding kaufen könne, wenn nach 3 Jahren immer noch keine Gewinne erwirtschaftet werden.
Kuzyk sanierte u.a. die grosse Severnaya Werft mit Unterstützung der Mezhprombank von Pugatschew (die auch Anteile an NPC halten soll) und schloss viele Rüstungsfabriken. Gezielt investierte er in zukunftsträchtige Hightech-Firmen und schuf damit eine tragfähige Wirtschaftsgruppe. Schwerpunkte sind Maschinenbau, Schiffsbau und die Flugzeugproduktion.
Der Besitzerwechsel
Kuzyk verstand es dank seiner besten Kontakte, zahlreiche Staatsgelder für seine Fabriken zu erhalten und die Profite des Konzerns über inoffizielle Kanäle aus der Holding zu ziehen. Zu Lasten seines Geschäftzspartners Potanin. Da die Firma nach 3 Jahren offiziell keine Profite erwirtschaftete, konnte er NPC günstig aufkaufen.
Stand: 1.7.2005
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Gennadi Timtschenko, Arkadi und Boris Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe verdanken ihren Aufstieg ihren engen Verbindungen zu Präsident Putin. Sie gelten als Putin`s Milliardäre und stehen auf der Sanktionsliste von USA und EU. Timtschenko stieg im Ölhandel auf, während Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe in erster Linie durch die Plünderung von Gasprom sehr reich wurden.