Alexej Mordaschow
Sewerstal, der erste börsennotierte Stahlkonzern Rußlands, wird von dem jungen Manager Alexej Mordaschow geleitet, der nach seinem Studium bei Sewerstal einstieg und nach wenigen Jahren zum Hauptaktionär und zu einem der einfußteichsten Manager aufstieg.
Mordaschow stammt aus dem Sewerstal-Heimatort Cherepovets (640 km nördlich von Moskau) und stieg nach seinem Ökonomiestudium 1988 als Assistenzmanger bei Sewerstal ein, wo er zum Favoriten des Generaldirektoren Yuri Lipukhin avancierte, der ihn 1992 zum Finanzdirektor ernannte. Mordaschow war zu diesem Zeitpunkt erst 27 Jahre alt.
Der Stahlkoloss Sewerstal wird privatisiert
Sewerstal war zu Sowjetzeiten ein gigantischer Stahlkoloss mit 52 000 Mitarbeitern. Eingebettet ist der Konzern in die Stahlstadt Cherepovets, die heute noch den Charme des Sowjet-Regimes ausstrahlt. Das Wohlergehen der Stadt ist völlig von Sewerstal abhängig, der grosse Teile der Stadt kontrolliert und mitfinanziert.
1993 wurde dieser Stahlkoloss mit Hilfe von Voucher-Anteilsscheinen privatisiert. Die Arbeiter des Konzerns erhielten Anteile an ihrem Konzern, die sie dann in der Mehrzahl an Fonds und Finanzgesellschaften verkauften, um ihre Anteile zu versilbern. Über 2 Investmentgesellschaften kaufte das alte Management große Teile dieser Vouchers zu niedrigen Preisen auf.
Größter Nutznießer war der Finanzdirektor Alexej Mordaschow, der seine Insiderkenntnisse hart am Rande der Legalität zu großen Transaktionen ausnutzte. Am Ende kontrollierte das Management rund 80% des Konzerns, mit Mordaschow als größtem Anteilseigner (16,6% direkt und mindestens 30% indirekt- nach Angaben der Troika Dialog-Bank).
Mordaschow organisierte den Aufkauf der Vouchers und trickste dabei auch seinen Präsidenten aus. Insgeheim kaufte er auf eigene Rechnung Vouchers auf und konnte 1996 auf der Hauptversammlung überraschenderweise seinen alten Gönner Lipukhin absetzen. Nebenbei profitierte er von exorbitanten Krediten, die seine "Metallurgical Commercial Bank" - Metcombank an Sewerstal vergab.
Moderner Umbau des Konzerns
Im Gegensatz zu zahlreichen alten Direktoren, die ihre Posten seit der Sowjetzeit besetzten, begann Mordaschow mit seinem jungen Management-Team zügig mit einer Modernisierung von Sewerstal.
Heute gilt Sewerstal einer der bestgeführten russischen Konzerne und als Vorreiter der Unternehmensreform. Mordaschow führte Profitcenter, ein modernes Controllingsystem ein und restrukturierte den Konzern. Als einer der wenigen Stahlkonzerne ist Sewerstal mittlerweile profitabel und exportiert in 90 Länder.
2003 sorgte Sewerstal dann international für Aufsehen, als erstmals ein russischer Stahlkonzern einen amerikanischen Konkurrenten aufkaufte. Rouge Industries, seit Jahrzehnten die Stahltochter des Autokonzerns Ford und stark defizitär, wurde von Sewerstal übernommen. 2005 erwarb sein Sewerstal-Konzern die Kontrolle (62%) über den defizitären italienischen Stahlkonzern Lucchini für 570 Millionen $.
2006 kam es in der Stahlindustrie zu einem spektakulären Kampf der Milliardäre Mordaschow und Mittal (Indien) um den eurpäischen Stahlriesen ARCELOR. Mordaschow verkaufte einen 15% Anteil an Sewerstal über die Börse, um Mittel für die Fusion zu erhalten. Sein Anteil an Sewerstal verringerte dich dadurch auf 75%. Doch das half Mordaschow nicht viel, denn trotz eines Vorvertrages setzte sich letztlich Mittal durch, der dadurch zum größten Stahlindustriellen der Welt aufstieg.
Diversifizierung
Sewerstal überstand die große Wirtschaftskrise 1998 durch die frühzeitig eingeleiteten Unternehmensreformen sehr gut und expansierte danach in andere Bereiche. Sewerstal kaufte Kohleminen, um die Energieversorgung abzusichern und beteiligte sich an Autozulieferern (Zavolzhsky) und Pipelineproduzenten, die zugleich große Mengen Stahl von Sewerstal abnehmen konnten. Anteile an Eisenbahngesellschaften, Häfen, lokalen Fernsehsendern und Medien runden das Beteiligungsnetz ab.
Sewerstal verkaufte Anf. 2007 die Autoholding Sewerstal Auto, um den Weg für eine Konsolidierung der Autoindustrie frei zu machen. Wie auch in anderen Bereichen versuchen Putins Strategen große Konzerne zu bilden, die wichtige Firmen der Branchen vereinigen.
Mordaschow trennte sich auch von der Mehrheit an der Tochtergesellschaft Sewerstaltrans, eine der größten Transportgruppen in Rußland. Die liquiden Mittel investierte Mordaschow u.a in den Turbinenproduzenten Power Machines. In Deutschland geriet er im November 2007 durch seinen Einstieg bei Touristikriesen TUI ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Netzwerk
Mordaschow stieg nach 1998 zu einem der einflußreichsten Manager auf, abgesichert durch ein mächtiges Netzwerk und Allianzen mit der MDM Gruppe von Sergei Popow und Melnitschenko.
Mordaschow zählt zu den favorisierten Oligarchen Putins. Deutlich sichtbar wird dies auch durch die Beteiligung von Sewerstal an der Bank Russia, die die innerste Elite Putin`s verbindet.
Autor dieser Seiten: Netstudien (Dienstleister für Recherchen, Analysen und Studien.)
Gennadi Timtschenko, Arkadi und Boris Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe verdanken ihren Aufstieg ihren engen Verbindungen zu Präsident Putin. Sie gelten als Putin`s Milliardäre und stehen auf der Sanktionsliste von USA und EU. Timtschenko stieg im Ölhandel auf, während Rotenberg und die Bank Russia-Gruppe in erster Linie durch die Plünderung von Gasprom sehr reich wurden.